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SOZIALWISSENSCHAFTEN


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Theorien des sozialen Konflikts

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Beschreibung

Der Konflikt scheint zum bestimmenden Modus gegenwärtiger gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse geworden zu sein: Politische Protestbewegungen und Aufstände prägen die öffentlichen Auseinandersetzungen um das allgemeine Wohl, Tarifkonflikte zwischen Arbeitgeber*innen und Arbeitnehmer*innen halten in einer nicht enden wollenden Streikwelle die Gesellschaft in Atem und spätestens mit der russischen Invasion und einer erneuten Zuspitzung des Nahostkonflikts ist der Krieg in einer historisch neuen Präsenz zum Gegenstand tagesaktueller Debatten geworden. Disput und Streit, Kontroverse und Kampf beherrschen das gesellschaftliche Selbstbewusstsein der letzten Jahre, ja die gesellschaftlichen Verhältnisse erscheinen in einem außerordentlichen Maße konfliktiv.

Dabei ist der Konflikt in einem soziologischen Grundverständnis erst einmal als Kehrseite der Ordnung zu verstehen und damit ein für moderne Gesellschaften weniger sonderbares, denn vielmehr gewöhnliches Phänomen. Als derartiger Grundbegriff wurde der soziale Konflikt auch über die Soziologie hinaus bereits vielseits reflektiert. Die theoretischen Variationen des Konfliktverständnisses reichen derweil von akteurszentrierten über systemische Erklärungsfiguren hinzu Theorien, welche den Konflikt überwiegend aus einer Perspektive von Desintegration und Ordnung verstehen oder ihn als Triebfeder von gesellschaftlicher Integration und sozialem Wandel begreifen. Und auch die Theoretisierung der Konfliktmittel kann den Konflikt beispielsweise entweder als gewaltvolle Auseinandersetzung oder als kommunikative Praxis definieren und so zu grundsätzlich verschiedenen Konfliktbegriffen führen, die ihrerseits Auswirkungen auf das gesellschaftliche Konfliktverständnis haben.

Das Seminar möchte sich diesen vielseitigen 'Theorien des sozialen Konflikts' zuwenden und für die Fragen, was ein Konflikt eigentlich ist, was ihn hervorbringt und ggf. befrieden kann, verschiedene soziologische Antworten erarbeiten. Der Weg führt uns dabei von den Klassikern der Soziologie wie Weber und Simmel über amerikanische und deutsche Nachkriegssoziologien bis in die Systemtheorie und neuere Kritische Theorie. In einem zweiten Teil des Seminars wollen wir uns von der allgemeinsoziologischen Ebene auf die Ebene konkreter Konfliktachsen (spät-)moderner Gesellschaften begeben und einen Blick auf die Ungleichheitskonflikte rundum class, race, gender sowie den Klimakonflikt werfen. Die jeweils eigenständigen Theoretisierungen ebendieser Konfliktfelder können zugleich als ‚Korrekturen‘ gelesen werden, welche den bisherigen Blick auf den sozialen Konflikt nachträglich schärfen. Übergeordnetes Ziel ist es, ein differenziertes Verständnis der vermeintlich erhöhten Konflikthaftigkeit der Gegenwartsgesellschaft zu gewinnen und die in Teilen aufgewühlten Debatten begriffstheoretisch zu fundieren und damit gegebenenfalls ein Stück weit zu entlasten.

Weitere Angaben

Ort: 02/109
Zeiten: Mi. 10:00 - 12:00 (wöchentlich)
Erster Termin: Mittwoch, 03.04.2024 10:00 - 12:00, Ort: 02/109
Veranstaltungsart: Seminar (Offizielle Lehrveranstaltungen)

Studienbereiche

  • Sozialwissenschaften > Master Soziologie

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